Archiv der Kategorie: Teltow

Die Teltow-Werft-Brücke

von Anton Sieber

Der vom alten Kreis Teltow gebaute Teltowkanal – von der Glienicker Lake bei Potsdam bis zur Wendischen Spree bei Grünau – ist 38 Kilometer lang. Bei seiner Eröffnung 1906 überspannten 52 Straßenbrücken diese Wasserstraße. Statistisch gesehen gab es fast alle 1200 Meter eine Brücke, Brücken brauchen Namen. Man wählte dafür die Mitglieder der Kanalkommission des Kreises Teltow, der die Ausführung des Kanals übertragen worden war.

Brückenübersicht am Kanal

Nach Kleinmachnow führte die Badewitz-Brücke1 und die Rammrath-Brücke2. Von Teltow nach Zehlendorf gelangte man über die Knesebeck-Brücke3, nach Lichterfelde über die Fritz-Schweitzer-Brücke4.

Letztere verband die Lichterfelder Allee mit dem Dahlemer Weg, wurde aber nach der 1945 erfolgten Sprengung nicht wieder aufgebaut. Weiterlesen

Der Schöpfer des Stubenrauch Denkmals

von Walter Heidbrink (2006)

Anlässlich des hundertjährigen Bestehens des Teltowkanals (2006) gebührt es auch einen Blick auf den Bildhauer Lepcke zu richten.

Über den Künstler war in der Heimat­ge­schichte bisher nicht viel bekannt. Zunächst richtet sich der Blick auf sein für Teltow geschaffenes Kunstwerk.

Rathaus um 1910, Postkarte

Die Stadt Teltow hat seiner Zeit für den Schöpfer des Teltowkanals ein Denkmal setzen lassen, das einmalig war. Somit besitzt Teltow ein Unikat das sich im Erschei­nungsbild des Denkmals in der gesamten Region des Teltow der Öffentlichkeit präsentiert.

Von künstlerischem Wert ist besonders die von Lepcke geschaf­fene Büste des Landrates Ernst von Stubenrauch. Sie ist das letzte noch vorhandene Kunstwerk. Ursprünglich war noch eine aus Carrara Marmor gehauene weitere Büste in der Vorhalle des Landratsamtes des Kreises Teltow in der Berliner Victoriastraße vorhanden, die vom bekannten Bildhauer Manzel geschaffen war. Sie ist nach dem Abriss des Kreishauses (1939) nicht wieder aufgetaucht. Weiterlesen

Der Kriegsbrunnen in Teltow

von Anton Sieber (2001)

Zwischen der St. Andreaskirche und dem Grundstück Breite Straße 21 stand etwa 40 Jahre lang ein Brunnen, der unter dem eindrücklichen Namen »Kriegsbrunnen« bekannt war.

Brunnen in Breite Straße, Postkarte

Wie ein 1916, dem Jahr seiner Einweihung entstandenes Foto zeigt, ist von seinem späteren kriegerischen Symbolismus noch nichts zu sehen.

Nach 1916, während des 1. Weltkrieges, wurde der Brunnen mit sieben Granaten verschiedenen Kalibers “geschmückt”. Die größte Granate verdrängte eine steinerne Kugel, die als Brunnenkopf oberhalb von 2 Wasserbecken thronte.

Kriegsbrunnen, Postkarte

Auf die Euphorie von 1914 folgte 1918 die Ernüchterung durch den verlorenen Krieg. 1921 wurde der Kriegsbrunnen wieder ziviler Brunnen. Die Granaten verschwanden und machten Platz für eine friedliche Blumenschale.

Nach Berichten von Zeitzeugen aus dem Heimatverein Teltow stand der Brunnen noch in den 1950er Jahren an seinem Platz. Danach ereilte ihn ein den Menschen vergleichbares Schicksal. Er wurde auf den Teltower Friedhof transportiert. Am Ende des Hauptweges nach Süden, am Zaun zum Nachbargrundstück führte er noch etwa 20 Jahre ein unrühmliches Schattendasein ohne Wasserspiele, aber gefüllt mit Friedhofsabfall. Nach Auskunft der Friedhofsverwaltung soll er in den 1970er Jahren endgültig »entsorgt« worden sein. Wo könnten die gewichtigen Steinquader liegen?

  • Fotos: Archiv, Heimatmuseum Stadt Teltow
  • dieses Werk ist lizensiert unter Creative Commons Lizenzvertrag

Turmuhrwerk der St. Andreaskirche in Teltow

von Peter Jaeckel

Turmuhrwerk, Foto Peter Jaeckel (2018)

  • Hersteller : Richard Meyer, Magdeburg Turmuhrenbauanstalt
  • Baujahr : 1954
  • Technik : Turmuhrwerk mit automatisch elektrischem Gewichtsaufzug mit einer Schaltvorrichtung für den viertel- und vollen Stundenschlag.

Nach der Zerstörung des alten Uhrwerkes im II. Weltkrieg wurde dieses Uhrwerk vom Pfarrer Gerhard Puttkammer im März 1953 bestellt. Das Uhrwerk war nur bis in die 1970er Jahre betriebsfähig.

Anlässlich der Instandsetzung des Kirchturmes ab Mai 2006 wurde das Werk unter der Regie des Heimatvereins Stadt Teltow 1990 e.V. im Turm zerlegt und geborgen.

Die Restaurierung und die Reparatur erfolgte von Dezember 2007 bis August 2009 unter der Leitung von Herrn Reinhold Lutsch, mit den Gymnasiasten Sophie von Fromm und Theo Schubert vom Immanuel-Kant-Gymnasium in Teltow und mit Wolfgang Nierenz und Peter Jaeckel, Mitgliedern des Heimatvereins. Im Mai 2010 wurde das Turmuhrwerk im Ausstellungsgebäude Ritterstr. 14 wieder in Betrieb genommen.

Das Uhrwerk ist eine Dauerleihgabe der Evangelischen Kirchengemeinde Teltow.

  • Dieses Werk ist lizensiert unter Creative Commons Lizenzvertrag

Ernst von Stubenrauch

von Peter Jaeckel

Der Geburtstag des legendären Landrates des Kreises Teltow jährt sich am 19. Juli 2018 zum 165. Mal.

Dieses Jubiläum sei uns Anlaß, an den Werdegang und an die Leistungen des Man­nes zu erinnern, dessen Weitblick und dessen Ent­schei­dun­gen den Kreis Tel­tow und damit auch die Region, in der wir leben, entscheidend ge­stal­tet haben.

Ernst von Stubenrauch, Reproduktion

Seine visionären und Realität gewordenen Über­legungen hatten über den Kreis Teltow hinaus im Deutschen Reich richtungsweisenden Ein­fluß, wie zum Bei­spiel der Bau des Teltowkanals und die anschließende Industrieansiedlung, der Ausbau des Straßennetzes und die Aufhebung der Straßen­zölle, der Aufbau des Sozial- und Gesundheitssystems einschließlich dem Bau von Krankenhäusern und unter anderem schließlich auch im Sinne der Förderung der Volksgesundheit die Zulassung des Freibadens.

Mit diesen und anderen wichtigen Entscheidungen wurde der Kreis Teltow unter dem Landrat Ernst von Stubenrauch ein Vorreiter für viele Neuerungen und man sprach schließlich gern vom “Lieblingskreis des Kaisers”. Weiterlesen

Windmühlen in Teltow

von Anton Sieber

Hilbrechtsche Mühle (Postkarte)

Wer in Teltow aufmerksam durch die Mahlower und Potsdamer Straße spaziert, der wird an zwei Stellen an die Existenz von Windmühlen erinnert. An der Mahlower Straße 120 steht sie noch, die ehemalige Hilbrechtsche Bockwindmühle. Sie hat seit 1930 keine Flügel mehr, dafür ist sie aber am Giebel des Wohnhauses von Helmut Hilbrecht als Putzrelief zur steten Erinnerung verewigt worden.

Die zweite Stelle, die auf die Geschichte der Windmühlen hinweist, ist das Grundstück der Müllerfamilie Eichelbaum, Potsdamer Straße 22. Dort hatte der Müllermeister Fritz Eichelbaum 1984 an einer von der Straße gut sichtbaren Wand eine stilisierte Bockwindmühle angebracht. Sie soll uns auf die mindestens zweihundertjährige Müllertradition der Familie hinweisen, nicht aber auf den Standort der Windmühle. Dieser stand bis 1922 etwa 50 Meter von der Potsdamer Straße entfernt, zwischen Havel- und Elbestraße. Weiterlesen

Rundgang durch das Heimatmuseum

von Rudolf Jaeckel

Heimatmuseum Stadt Teltow „Ältestes Haus“
in Teltow, Hoher Steinweg 13

Für den Namen Teltow, den ja gleichermaßen ein Ort und eine Landschaft tragen, gibt es keine ge­sicher­te Deutung. Auch liegt der Zeitpunkt der Erstbesiedlung des topographisch günstig gelege­nen Ortes im Dunkeln.

Die Gründung der Stadt Teltow fällt mit größter Wahrscheinlichkeit in die Zeit der deutschen Be­siedlung unmittelbar nach der Besitzergreifung dieses Landesteiles durch die Askanier.

Eine Urkunde (Ersterwähnung) weist aus, daß Teltow schon 1265 Stadtrechte erhielt. Dazu gehört das vom Landesherrn verbriefte Recht der Teltower Handwerker zur Bildung von Innungen. Bürger der Stadt, deren Rechte und Pflichten die Eidesformel auswies, waren vornehmlich die Bauern (=Ackerbürger) und die Handwerksmeister mit Besitz an Haus und Hof.

Es gibt also eine Stadtgeschichte über fast siebenhundertfünfzigjährige Entwicklung mit vielem Auf und Ab. Diese Geschichte ist den heutigen Bürgern nur wenig bekannt.

Das Heimatmuseum veranschaulicht die ortsbezogene Geschichte. Gerade in Teltow, wo sich durch die Expansion der Industrie die Zusammensetzung der Bevölkerung sehr stark verändert hat und Heimatgefühl und Heimatbewußtsein zeitweilig nur gering ausgeprägt waren, kann und soll das Museum dazu beitragen, dass auch die heutigen Bürgerinnen und Bürger wieder eine engere Beziehung zu ihrem Wohn- bzw. Heimatort erhalten. Weiterlesen

Ältestes Haus

von Augustin Rotzer, Günter Duwe und Peter Jaeckel

Inschrift am Ältesten Haus

Die Inschrift über der Tür des Hauses lautet:

„Nachdem das Städtlein Telto den 16. Juni 1711 nachmittags
um 6 h in Zeit von 3 bis 4 Stunden leider mit Kirche, Schulen und
Rathaus als auch Torhäuser bis auf 4 Häuser gänzlich in die Asche gelegt.
Hat Herr Johann Christoff Bürger Bader in Telto und desselben
Kreis und seiner Frau Johanna Eleonora Bürgerin gebohrne
Meyerin dieses Hauses mit guter Leute Hilfe denen es Gott reichlich
vergelten wolle, aus dem Grunde neu erbauet, welche
Gott lange in Seegen setzen, die Ein­wohnenden segnen und
vor allem Schaden väterlich erhalten wolle.“

Diese Sätze bilden die früheste Kunde über das Haus Hoher Steinweg 13, die Formulierung „aus dem Grunde neu erbaut” lässt jedoch vermuten, dass es vor dem Brand bereits ein Haus an dieser Stelle gab. Weiterlesen

Eine Schülergeschichte aus Teltow

Eine Schülergeschichte aus Teltow im Jahre 1940
von Rudolf Jaeckel (2006)

Die Begebenheiten, von denen ich hier berichten will, liegen nun über 65 Jahre zurück, man könnte aber auch glauben, dass sich die Dinge im Kaiserreich im 19. Jahrhundert zugetragen haben könnten.

Teltow hatte 1940 zwei Schulen; die Alte Schule in der Potsdamer Straße und die Neue Schule am Rande der Musikersiedlung südlich der Mahlower Straße. Ich besuchte seit dem Umzug meiner Eltern von Lichterfelde nach Seehof die Alte Schule, die von Seehof aus immerhin mit der Straßenbahn zu erreichen war. Anfangs, Ende 1938, herrschten dort ganz normale Verhältnisse, was sich mit Kriegsbeginn, 1. September 1939, aber schlagartig änderte: die jüngeren Lehrer wurden zum Wehrdienst eingezogen, Ersatz, etwa Lehrerinnen, gab es nicht. So wurden dann die ohnehin ziemlich starken Parallel-Klassen einfach zusammengelegt und den verbliebenen alten Lehrern überlassen.

‘Alte Schule’ mit dem 3. Anbau vor der Zerstörung im 2. Weltkrieg (Postkarte, Archiv: Heimatverein Teltow)

Es gab Klassenstärken von über 70 Schülern in einem Raum, der für höchstens 35 Schüler ausgestattet war. Man saß zu dritt in den Schulbänken, auf Stühlen ohne Tische, auf Fensterbrettern und am Fußboden, wo immer es ging. Die alten Pauker waren dieser Aufgabe nicht mehr gewachsen, es herrschte Lärm und Unruhe, gelernt hat kaum jemand etwas. Weiterlesen