von Augustin Rotzer, Günter Duwe und Peter Jaeckel
Die Inschrift über der Tür des Hauses lautet:
„Nachdem das Städtlein Telto den 16. Juni 1711 nachmittags
um 6 h in Zeit von 3 bis 4 Stunden leider mit Kirche, Schulen und
Rathaus als auch Torhäuser bis auf 4 Häuser gänzlich in die Asche gelegt.
Hat Herr Johann Christoff Bürger Bader in Telto und desselben
Kreis und seiner Frau Johanna Eleonora Bürgerin gebohrne
Meyerin dieses Hauses mit guter Leute Hilfe denen es Gott reichlich
vergelten wolle, aus dem Grunde neu erbauet, welche
Gott lange in Seegen setzen, die Einwohnenden segnen und
vor allem Schaden väterlich erhalten wolle.“
Diese Sätze bilden die früheste Kunde über das Haus Hoher Steinweg 13, die Formulierung „aus dem Grunde neu erbaut” lässt jedoch vermuten, dass es vor dem Brand bereits ein Haus an dieser Stelle gab.
Über die Baugeschichte des Hauses gibt es für den Zeitraum 1711-1839 keine schriftlichen Aufzeichnungen, da bei einem neuerlichen Brande 1801 das Haus zwar verschont blieb, aber alle Akten, die die Stadt besaß, mit Rathaus und Kirche untergingen.
Die bisherige Untersuchung des Hauses lässt folgende Aussage für diese Zeit zu:
Nach 1711 (wahrscheinlich ~1720) wurde ein fünfachsiges Haus mit Fachwerkwänden und einem an beiden Giebeln abgewalmten Dach errichtet. Dieses Haus erhielt ~1800 eine Verlängerung durch einen dreiachsigen Anbau aus Stein. Dabei wurde die ehemals rechte Fachwerk-Giebelwand zur Innenwand. Die Fachwerk-Außenwände wurden durch massive Backsteinwände ersetzt, wahrscheinlich nach Errichtung des Anbaus. Die zur Innenwand gewordene Giebelwand ist noch heute in dieser Gestalt erkennbar.
Die Innenaufteilung des Hauses änderte sich mit wechselnden Nutzungen mehrmals, daher die sichtbaren früheren Türdurchbrüche.
Auch vor 1839 wurde der Seitenflügel in der Alten Potsdamer Straße angebaut. Dieser Anbau musste in neuerer Zeit wegen Baufälligkeit abgerissen werden.
Eine Besonderheit des Hauses ist die Dachstube (das Zwerchhaus), hier wurde die Fachwerkbauweise nicht verändert, so dass man schlussfolgern muss, dass die älteste Bausubstanz (Teltows) im Obergeschoss zu finden ist.
Seit 1839 wird eine Bauakte geführt. Sie sagt aus, dass:
- 1839 eine Küche und zwei Schornsteine angebaut wurden,
- 1846 durch den Stellmachermeister Johann Friedrich Schulz eine Nagelschmiede im Anbau ganz rechts (Hoher Steinweg, jetzt Büro) eingerichtet wurde,
- 1862 durch Stellmachermeister Münnich die Stallungen im Innenhof verlängert wurden (nicht mehr vorhanden),
- 1877 durch Herrn Otto Wagner eine Schmiede in der hinteren Hofecke errichtet wurde und die Stallungen erweitert wurden, sowie Schuppen und ein Abort gebaut wurden (Abriss 2,
- 1880 der Schmiedemeister Otto Wagner einen Beschlagschuppen (zum Hufbeschlagen) an der Hofaußenmauer Potsdamer Straße 1 errichten ließ,
- 1907 der Stellmachermeister Franz Renner den Anschluss des Hauses an das städtische Abwassernetz veranlasste und die Schmiede zu einem Wohngebäude umgebaut wurde und
- 1926 im Eingangsbereich Hoher Steinweg 13 ein kleines Tabakwarengeschäft (Franz Renner) eingerichtet wurde. (bis 1965)
Spätestens zu diesem Zeitpunkt waren alle Gewerberäume in Wohnräume umgewandelt worden. Der Wiederaufbau des Hauses begann zunächst sehr zögerlich, erst 1992/93 führte eine verstärkte Bautätigkeit zu dem jetzigen Resultat. An einigen Stellen in den Räumen des Hauses wurde bewusst darauf verzichtet, Wände zu verputzen, um alte Strukturen zu zeigen. Ob Teile des Hauses aus dieser Zeit vor 1720 erhalten sind, können erst künftige Forschungen klären.
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