Windmühlen in Teltow

von Anton Sieber

Hilbrechtsche Mühle (Postkarte)

Wer in Teltow aufmerksam durch die Mahlower und Potsdamer Straße spaziert, der wird an zwei Stellen an die Existenz von Windmühlen erinnert. An der Mahlower Straße 120 steht sie noch, die ehemalige Hilbrechtsche Bockwindmühle. Sie hat seit 1930 keine Flügel mehr, dafür ist sie aber am Giebel des Wohnhauses von Helmut Hilbrecht als Putzrelief zur steten Erinnerung verewigt worden.

Die zweite Stelle, die auf die Geschichte der Windmühlen hinweist, ist das Grundstück der Müllerfamilie Eichelbaum, Potsdamer Straße 22. Dort hatte der Müllermeister Fritz Eichelbaum 1984 an einer von der Straße gut sichtbaren Wand eine stilisierte Bockwindmühle angebracht. Sie soll uns auf die mindestens zweihundertjährige Müllertradition der Familie hinweisen, nicht aber auf den Standort der Windmühle. Dieser stand bis 1922 etwa 50 Meter von der Potsdamer Straße entfernt, zwischen Havel- und Elbestraße.

Wie viele andere Orte hatte auch Teltow einen »Mühlenberg«. Noch in den dreißiger Jahren ist diese Bezeichnung in der Heimatliteratur des Kreises Teltow zu finden. Aus dem Wortschatz der Teltower ist sie inzwischen verschwunden, so wie die drei Mühlen, die einst auf dem Mühlenberg standen. Links und rechts von der Mahlower Straße, in Höhe der Hilbrecht-Mühle und des Abzweigs der Albrecht-Wiebach-Straße, 6 Meter höher gelegen als der Ruhlsdorfer Platz, das war der Mühlenberg. Ältere Radfahrer können die Wirkung des Berges an ihren eigenen Beinen »erfahren«, wenn sie vom Ruhlsdorfer Platz aus in Richtung Bahnhof Teltow strampeln.

Hilbrechtsche Mühle, Foto: Edeltraud Szilleweit (2012)

Südlich des Mühlenberges lagen die »Mühlenstücke«, eine Reihe von Feldern, wo Ende 1997 mit dem Bau des neuen Teltower Stadtteils Mühlendorf begonnen wurde.
Auf einer historischen Landkarte von 1775 ist auf dem Mühlenberg links und rechts der heutigen Mahlower Straße je eine Windmühle zu sehen. Ein Foto aus dem Jahre 1914 zeigt nördlich der Mahlower Straße die Windmühle von Michalczek, der sie 1930 an Julius Hilbrecht verkaufte. Südlich der Straße ist die Mühle von Häntze abgebildet, die 1914 abgerissen wurde. Leider ist bis heute kein Bild der dritten Mühle aufgetaucht, die dem Müller Daue gehörte. Sie stellte bereits 1908 ihren Betrieb ein. In der Nähe der Ackerbürgerstadt Teltow gab es also eine Zeitlang gleichzeitig vier Mühlen. Alle waren Bockwindmühlen.

Kennzeichnend für diesen ältesten Typ einer Windmühle ist, dass der Müller das ganze Mühlengebäude mit dem Sterz, einem mehrere Meter langen Balken, in den Wind drehen mußte. Bequemer hatte es später der Müller mit der Holländermühle, bei der nur der Kopf der Mühle mit den Flügeln gedreht wurde. Der dritte Typ, die Paltrockmühle, konnte auf einem ebenerdig befestigten Schienenkranz auf Rollen als Ganzes bewegt werden.
Die älteste in Deutschland nachgewiesene Bockwindmühle soll 1222 auf der Burgmauer von Köln gestanden haben. 1375 ist im Landbuch Kaiser Karls des Vierten zu lesen, dass es in Teltow zwei Windmühlen gab, und in der Teltower Bürgerrolle, einem Verzeichnis der Teltower Bürger, wird 1581 das Müllerhandwerk erwähnt. In derselben Quelle erscheinen 1762 der Stadtmüller Johann Christian Goetze, 1775 der Windmüller Johann Gottfried Schulze und 1794 der Müller Peter Wohlauf. Seit 1852 gab es in Teltow eine Müllerinnung. 1848 kam Johann Christian Ferdinand Eichelbaum aus Dame/Mark nach Teltow.

Er und seine Nachkommen betrieben das Müllerhandwerk bis 1922. 1928 dürften sich die Flügel der letzten Teltower Mühle das letzte Mal gedreht haben. Sie wurde nach zwei Jahren Stillstand auf Motorbetrieb umgestellt und mit neuer Mühlentechnik ausgerüstet. Damit war auch der letzte Müller in Teltow von seiner Hauptsorge befreit, die Wilhelm Busch so treffend in Verse gesetzt hat:

Aus der Mühle schaut der Müller, der so gerne mahlen will. Stiller wird der Wind und stiller, und die Mühle stehet still. »So geht’s immer, wie ich finde!« Rief der Müller voller Zorn. »Hat man Korn, so fehlt’s am Winde. Hat man Wind, so fehlt das Korn.

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