von Walter Heidbrink (2006)
Anlässlich des hundertjährigen Bestehens des Teltowkanals (2006) gebührt es auch einen Blick auf den Bildhauer Lepcke zu richten.
Über den Künstler war in der Heimatgeschichte bisher nicht viel bekannt. Zunächst richtet sich der Blick auf sein für Teltow geschaffenes Kunstwerk.
Die Stadt Teltow hat seiner Zeit für den Schöpfer des Teltowkanals ein Denkmal setzen lassen, das einmalig war. Somit besitzt Teltow ein Unikat das sich im Erscheinungsbild des Denkmals in der gesamten Region des Teltow der Öffentlichkeit präsentiert.
Von künstlerischem Wert ist besonders die von Lepcke geschaffene Büste des Landrates Ernst von Stubenrauch. Sie ist das letzte noch vorhandene Kunstwerk. Ursprünglich war noch eine aus Carrara Marmor gehauene weitere Büste in der Vorhalle des Landratsamtes des Kreises Teltow in der Berliner Victoriastraße vorhanden, die vom bekannten Bildhauer Manzel geschaffen war. Sie ist nach dem Abriss des Kreishauses (1939) nicht wieder aufgetaucht.
Denkmal und Büste als einmaliges Kunstwerk verpflichten nicht nur zur Würdigung, sondern auch zum besonderen Schutz. Zur Sicherung und Bewahrung vor Vandalismus und Verfall wäre hier die Anfertigung einer Kopie dringend geboten.
Vom Verfasser sei als Vorschlag angeführt: das Original könnte durchaus geeignet sein, im Vorraum des späteren Bürgerzentrums aufgestellt zu werden und der Saal könnte den Namen Stubenrauch tragen.
Lepcke war Meisterschüler bei Friedrich Schaper an der Berliner Akademie und hatte als Bildhauer und Künstler einen gewissen Bekanntheitsgrad, auch im Berliner Raum.
Biografie: Ferdinand Lepcke war Bildhauer, er ist am 23. März 1866 in Coburg geboren und am 12. März 1909 in Berlin gestorben. Seine Ausbildung erfolgte in Berlin im Kunstgewerbemuseum, studierte an der Berliner Akademie als Schüler Fritz Schapers. Er erhielt 1893 den Großen Staatspreis von der Preußischen Akademie der Künste. Seine Studienreisen gingen nach Rom, Frankreich und Kopenhagen. Der Großherzog von Sachsen-Weimar verlieh Lepcke 1895 das Ritterkreuz des Hausordens vom Weißen Falken. 1903 erhielt er in Berlin auf der Kunstausstellung eine Goldmedaille und 1905 den Professorentitel.
Seine Werke waren unter anderem Porträtbüsten, Grabdenkmäler, Kriegsdenkmäler, Brunnen und viele große Werke. Teltow erhielt 1908 den Stubenrauchbrunnen zu Ehren des Landrates von Stubenrauch.
Für die Stadt Teltow war es seinerzeit klar, dem renommierten Künstler den Auftrag für das Denkmal zu erteilen, das sich als Brunnendenkmal präsentieren sollte. Die damals an beiden Seiten angebrachten Tafeln mit liegenden weiblichen Figuren, Symbolen für Havel und Spree verbunden mit dem Kanal, sind seit der Nachkriegszeit leider verschwunden. 1908 hatte der Künstler das Denkmal im Jugendstil fertig gestellt. Über die Aufstellung des Denkmals auf dem Marktplatz gibt es einen Beschluss der Teltower Stadtväter, der im Heimatmuseum nachzulesen ist.
In der Heimatgeschichte wurde Lepcke auch als Kleinmachnower Künstler öfters genannt, was aber nicht ganz richtig ist.
Wohnen und künstlerisches Schaffen in Kleinmachnow war sein Ziel, dem aber durch seinen frühen Tod ein Ende gesetzt wurde. Er besaß in Kleinmachnow ein großes Eckgrundstück (Gradnauerstraße 1 / Zehlendorfer Damm). 1908 beauftragte er eine Baufirma, ein zweigeschossiges Landhaus mit Atelier zu errichten. Kurz vor der Rohbauabnahme des Hauses 1909 verstarb der Bauherr im Alter von 43 Jahren, sodass er sein Haus niemals fertiggestellt gesehen und bewohnt hat.
Sein Bruder Oskar Lepcke (1864 bis 1930), übernahm die Fertigstellung und lebte bis 1920 in Kleinmachnow.
Von 1911 bis 1913 wohnte der Komponist Arnold Schönberg in einer der beiden Etagen.
Bei einem Bombenangriff 1944 wurde das Gebäude zerstört und später völlig abgetragen. Es gibt nur noch Zeichnungen aus den Bauakten.
Damit der Künstler nicht ganz ins Vergessen geriet, haben die Kleinmachnower eine Straße nach ihm benannt, und die Stadt Teltow besitzt ein Kunstwerk vom leider so früh verstorbenen Bildhauer Ferdinand Lepcke.
Anlässlich des 100. Todestages des Landrates Ernst von Stubenrauchs wurde eine Kopie der Büste in dem inzwischen wieder auf dem Marktplatz am alten Standort untergebrachten Denkmal diebstahlsicher montiert und in einer Feierstunde gewürdigt.